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©pervormance international GmbH
04.11.2019 // Innovation + Nachhaltigkeit

Die Klimaheldinnen

Gabriele Renner und Sabine Stein stellen mit ihrem Unternehmen pervormance international GmbH die erste „Klimaanlage zum Anziehen“ her.

Das Gespräch mit Gabriele Renner findet im September statt, der Sommer soll an diesem Wochenende noch einmal zurückkommen und besonders den Menschen in Stuttgart und am Rhein erneut Temperaturen bis zu 30° C bescheren. Nach so einem Sommer freut sich nahezu jeder auf den Herbst und viele lachen bei der Erinnerung an Regensommer und Schlager wie Rudi Carells „Wann wird es mal wieder richtig Sommer?“.

So liegt einem beim Gespräch über die Entwicklung der pervormance international GmbH die Frage auf der Zunge, wie es sich für die Gründerinnen des weltweit ersten klimaneutralen Textilunternehmens anfühlen muss, wenn der Klimawandel das eigene Produkt zur absoluten Zukunftstechnologie macht. Denn das Unternehmen bietet unter der Marke E.COOLINE® Kühlfunktionstextilien, die den Körper mit bis zu 660 Watt effektiv kühlen, u.a. T-Shirts, Westen und Mützen.

Mitglied

Das textile Kühlpad

Als Gabriele Renner mit ihrer Schwester Sabine Stein das erste Mal mit dieser Technologie in Kontakt kamen, damals noch im Rahmen ihrer Beratertätigkeit (pervormance ist in Anlehnung daran aus den Komponenten PERsonal, Vertrieb, ORganisation, MANagement bzw. Marketing, Consulting und Erfolg benannt worden), war nach der Kalkulation des ersten Businessplans klar – sie ist für den Markt zu teuer. Das Produkt, das entstehen sollte, war als Alternative zum herkömmlichen Kühlpack gedacht. Doch der Bruder der beiden Schwestern stellte die entscheidende Frage: „Warum macht ihr daraus nicht richtige Bekleidung?“ Das war die zündende Idee für die Zukunft des Familienunternehmens. Zunächst nur als Berater. Als eines Tages die Frage einer möglichen Übernahme aufkam, gab es dann nur noch eine Frage: „Machen wir es oder machen wir es nicht?“ Dass die beiden nicht lange zögerten und die Herausforderung annahmen, wundert einen bei diesen beiden Powerfrauen nicht. Gabriele Renner hatte als Apothekerin den Hintergrund der Gesundheitsbranche und Erfahrung im Vertrieb und Marketing in der Pharmaindustrie. Sabine Stein ist Sportwissenschaftlerin, ehemalige Profisportlerin und Landestrainerin für ihre Passionssportart Leichtathletik und Betriebswirtin. Die unterschiedlichen Kompetenzen der beiden ergänzten sich schon in dem gemeinsamen Beratungsunternehmen sehr gut und so gingen beide mit großer Motivation in die Forschung und Entwicklung. Von der Idee bis zur Tragbarkeit des Produktes fehlte es nämlich noch an einigen Ecken. Gemeinsam hatten Sie aber die Power und den Ehrgeiz diese Produktidee umzusetzen.

Das Thema Nachhaltigkeit spielte von Anfang an eine tragende Rolle, denn so Gabriele Renner:

„Wenn wir etwas gegen Hitze haben, kann es nicht sein, dass wir die Hitze noch anheizen.“

Wichtig war beiden jedoch das Thema mit Vernunft anzugehen und die richtigen Maßnahmen für das Unternehmen anzuvisieren. Ein Teil der Nachhaltigkeitsstrategie besteht daher aus kurzen Wegen in der Produktion, Material- und Ressourceneffizienz sowie dem Klimaschutz. Bei strategischen Entscheidungen wird stets nach Alternativen geschaut, die möglichst gut für Umwelt und Menschen sind. Gegebenenfalls nehmen die beiden dann auch einen höheren Preis in Kauf.

Die Klimarevolution

So liest sich die Unternehmensgeschichte von E. COOLINE wie eine kleine Revolution. Zunächst wurde die Technologie ausschließlich für Produkte im Bereich Medizin und Gesundheit umgesetzt: Kühlende Textilien für Menschen mit Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems oder chronischen Krankheiten wie Multiple Sklerose, die sich bereits bei normalen sommerlichen Temperaturen um die 25° C erheblich in ihrer Lebensqualität eingeschränkt fühlen.

„Es kann kein Mensch den gesamten Sommer unter der Dusche stehen, doch Kühlung muss sein.“

Gabriele Renner

Die Lösung: die tragbaren Kühltextilien von E.COOLINE. Durch ein spezielles dreidimensionales Vlies werden Wassermoleküle gebunden und das Textil muss nur einige Sekunden unter Wasser gehalten werden. Danach kühlt es bis zu acht Stunden nachhaltig, ohne Nässe abzugeben, und sorgt dafür, dass Menschen eine erhebliche Lebensqualität erhalten bleibt.

Doch nicht nur in diesem Bereich stieß das Produkt auf großes Interesse: Zu den ersten Kunden gehörten auch Sportler. Was bei den beiden Schwestern aus einer Leichtathletikfamilie zunächst auf Skepsis stieß, da sie sich damals vor dem Sport immer warmgelaufen hatten. Mit der Unterstützung von wissenschaftlichen Kontakten und etlichen Studien zum Thema Kühlung entwickelte sich daraus eine neue Zielgruppe.

Über einen Händler kam es in diesem Sommer zu einem Pilotprojekt in Stuttgart, bei dem Mitarbeiter der Stadt, die im Rahmen ihrer Tätigkeit viel Zeit der Hitze ausgesetzt sind, die Textilien an besonders heißen Tagen testeten. Trotz zahlreicher Auszeichnungen und der steigenden Relevanz des Themas ist der Vertrieb für E.COOLINE kein Selbstläufer.

Herausforderungen & Zukunftsperspektiven

Eine Revolution ist eben nicht von heute auf morgen vollbracht, sondern fordert viel Zeit und Energie. Da das Produkt einzigartig ist und es nur wenige Hersteller weltweit gibt, die ein ähnliches Produkt vertreiben, muss sich die Technologie ihren Markt selber schaffen. So beschreibt Gabriele Renner, dass viele sich den Effekt nicht vorstellen können und dem Produkt erst Vertrauen schenken, wenn sie es am eigenen Leibe erfahren. Eine große Herausforderung für das Marketing.

Trotz mancher Anlaufschwierigkeiten bleiben die beiden Unternehmerinnen am Ball und investieren in Forschung und Entwicklung. Der Kühleffekt kann beispielsweise die Fettverbrennung ankurbeln, die Textilien könnten in Zukunft in der Raumkühlung und letztendlich sogar im Automobil Anwendung finden, um die Reichweite von Elektroautos zu erhöhen.

Für alle diese Entwicklungen arbeitet die pervormance international GmbH eng mit Partnern zusammen, die gemeinsam mit ihnen entwickeln, forschen und schlussendlich auch den Klimaschutz vorantreiben.

„Wir sind wie ein Satellit, der in seinem Orbit ganz viele Partner hat, die ihm zuarbeiten.“

beschreibt Gabriele Renner den Umstand, wie sie mit einem Team von gerade mal zehn Mitarbeitern eine solche Entwicklung in den letzten Jahren gemeistert hat. Für die Zukunft bleibt es in jedem Fall spannend, denn neben den zahlreichen neuen Entwicklungen plant das Unternehmen den nächsten Schritt: eine eigene Produktion in Baden-Württemberg.

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