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„Es wird Tote geben“

Wie sieht die Textilindustrie in 25 Jahren aus? Wie gehen deutsche Labels mit der Globalisierung und Digitalisierung der Mode um? Wie können auch traditionelle Familienunternehmen und kleine Start-Ups ihre Positionen in diesem Veränderungssturm behaupten?

Beim 1. Fashion-Symposium der Hochschule Macromedia am 25. Oktober in Stuttgart begrüßte Prof. Dr. Stefan Maser fachkundige Akteure der deutschen Modeindustrie: Matthias Mey (Geschäftsführer Mey GmbH & Co. KG), Peter Haas (Hauptgeschäftsführer Südwesttextil e.V.), Dr. Thomas Fischer (stellvertretender Leiter Management Research Deutsches Institut für Textil- und Faserforschung), Marius Krüger (Geschäftsführer Swedish Fall GmbH) und Alex Vogt (Leiter Kern Kommunikation GbR) diskutierten über neue Trends, Forschungsergebnisse und Gefahren, die sich derzeit in der Modebranche abzeichnen.

Mit seiner wachrüttelnden und launigen Keynote eröffnete Peter Haas den Abend. In einem Vortrag mit Augenzwinkern deckte er verschiedene Legenden des Fashion Business auf und bewies, dass auch „alte“ Player der Modeindustrie durchaus in der Lage sein können, sich im neuen Zeitalter zu behaupten. Mit digitalen Umkleidekabinen und Virtual Reality Apps werden neue Chancen eröffnet, die Mode virtuell erlebbar zu machen.

Der Textilforscher Dr. Thomas Fischer berichtete als Fachmann für neue Textilien über High-Performance-Produkte und die Erforschung immer neuer chemischer Zusammensetzungen von Stoffen, die selbst für Stadtbewohner/innen interessant sein können, die vielleicht nie einen Regenmantel für den Monsunregen benötigen werden. Dank ihm kennt das Publikum nun auch die sieben verschiedeneren Bauchformen von Männern und die Digital Textile Micro Factory, die es ermöglicht, Kleider personalisiert und „on-demand“ zu erstellen.

Das 2016 gegründete Start-up Unternehmen Swedish Fall produziert und vertreibt Trainingsbekleidung für Cheerleader. Geschäftsführer Marius Krüger zeigte den Zuhörer/innen neue Ansätze des Customer-Feedback-Loops auf und sieht seine Kunden zugleich auch als Ressource, um neue Ideen für Schnitte und Produkte zu erhalten. Mit seinem dynamischen und inspirierenden Vortrag machte er dem jungen Publikum Mut, selbst ein Business aufzubauen und sich zu trauen, eigene Wege in der Fashion Industrie einzuschlagen.

Matthias Mey ist einer von vier Geschäftsführern der Mey GmbH & Co. KG. Das traditionelle Familienunternehmen hat heute seinen Platz in der digitalisierten Modewelt gefunden. Mey hat erkannt, dass sich das Einkaufsverhalten der Menschen radikal verändert hat. Im Jahre 2016 wurde erstmals mehr Umsatz mit mobilem Shopping gemacht als mit stationärem Handel. So muss Mey neben der Fachberatung im Einzelhandel auch diejenigen Kunden bedienen, die 24 Stunden am Tag online sind. Heute setzt Mey vermehrt auf die digitalen Möglichkeiten der Personalisierung des Designs und der Passform ihrer Produkte.

Als letzter Redner des Abends sprach Alex Vogt, Mitinhaber der Agentur Kern Kommunikation, über die Einflüsse von Globalisierung und Bevölkerungswachstum auf die Modewelt. Ein wichtiger Faktor dieser Veränderungen sei die erhöhte Geschwindigkeit der Industrie. Mode wird intelligent, die Textilien smart, In-Store-Produktionen und Mode aus dem 3D-Drucker ermöglichen dem Kunden innerhalb von wenigen Stunden sein eigenes individuelles Kleidungsstück. Vogt spricht in diesem Zusammenhang auch von „materieller Individualigenz“.

Fazit des Abends: Jeder Player hat im veränderten Modebusiness eine Chance, solange er die neuen digitalen Chancen wahrnimmt. Es wird aber auch Tote geben, Player die den Kampf in der rasend schnellen Modewelt verlieren. Mode ist noch immer ein hochspannendes Business, in dem sich ein Jobeinstieg lohnt. Beste Voraussetzungen also – nicht nur für die jungen Fashion Manager von Macromedia. Mehr Informationen zur Macromedia-Studienrichtung Fashion Management (B.A.) gibt es hier.

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