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Starkes Interesse an e-textilen Produkten und Trends

Ein federführend von deutschen Experten mitgeprägter Trend steht kurz vor dem Marktdurchbruch: smarte Textilen. Die neuesten e-textilen Innovationen und Produktions- und Verarbeitungstechnologien wurden Ende Februar in Bad Waldsee auf dem 7. Anwenderforum SMART TEXTILES vorgestellt. Das Forum startete mit einer Werksführung bei der Erwin Hymer Group, dem traditionsreichen Reisemobil- und Caravanhersteller, sowie einer Führung durch das ERWIN HYMER MUSEUM. Organisiert wurde die zweitägige Dialogveranstaltung von den Textilforschungseinrichtungen in Denkendorf und Greiz sowie dem Forschungskuratorium Textil e. V. Berlin. Sie war mit 150 Teilnehmern ausgebucht, 75 Prozent der Teilnehmer kamen aus der Industrie.

Zu Gast bei künftigen Großanwendern: im Jahr 2016 Kreuzfahrtschiffe in Papenburg, 2017 Seilbahnen in Wolfurt (Österreich), 2019 Wohnmobile und -wagen in Bad Waldsee: Die Organisatoren des Forums, docken alljährlich bei potenziellen Anwendern an, um mit Blick auf innovative Textilfunktionalitäten wie Licht, Wärme, Datentransfer, Sensorik und Aktorik punktgenau über diesen Wachstumsbereich der technischen Textilien zu informieren. Obwohl als Reisemobilhersteller gerade für den Interieur-Bereich seit Jahr und Tag mit klassischen Textilmaterialien vertraut, hatte Hymer als Dachmarke des Konzerns bisher kaum Berührung mit intelligenten Textilien. Dennoch zeigte sich Tobias Welp, Head of Marketing & Services, davon überzeugt: Smart Textiles werden für das Unternehmen, das sich immer mehr als Integrator zwischen den Bereichen Wohnen, Mobilität und Reisen versteht, von „Relevanz“ sein.

Zukunftsmarkt mit starken Zahlen: Prof. Dr. Götz T. Gresser, Sprecher der Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF), sprach von einem riesigen Wachstumspotenzial auf diesem Sektor. Einer Studie zufolge werde zwischen 2017 und 2022 eine Verdreifachung des Umsatzes von 230 auf über 700 Millionen Euro erwartet. Bis 2030 könne der Umsatz bei Smart Textiles für Anwendungsfelder wie Automotive, Sicherheit, Bekleidung, Internet der Dinge, Industrie 4.0 und Medizintechnik bereits jährlich bei über vier Milliarden Euro liegen.

Integrierte Funktionen für umsatzstarke Innovationen: Die selbst für Experten erstaunliche und bereits im B2B-Geschäft gelungene Integrationstiefe dieser faserbasierten Funktionsgeber wurde von Andreas Lanyi von der Lunative Industries GmbH verdeutlicht. So konnte zum Beispiel mit Smart-Light-Wear-Technologie in Projekten mit Audi, der Lufthansa und anderen Unternehmen homogenes Ambientelicht in Sitzmöbel oder Bekleidung integriert werden. Als weltweit eine der ersten Firmen, die smarte Sensoren in Textilien verbauen und skalierbar an den Markt bringen, nehme man unter anderem Kurs auf touchsensitive Garne mit unsichtbar „eingebauten“ Funktionen, um damit aus dem Textil heraus Umgebungstechnik aus- und einzuschalten.

Wie ein ehemaliger Fahrradkurier im Zeitalter der Digitalisierung am Transportbehältnissen der Zukunft mitarbeitet, schilderte bagjack-Gründer Peter Brunsberg. Zusammen mit sächsischen Textilforschern entwickelte sein Team mit Hilfe von Smart Textiles eine Alarm auslösende Tasche: Wird das Material durchstochen, schlägt der Textilcontainer auf verschiedene Weise Alarm. Diese Tasche soll so weiter entwickelt werden, damit sie in Zukunft auch mit der Disposition kommunizieren kann.

Weitere Produkt-Highlights auf dem Workshop waren ein Feedbacksystem für Rollstuhlfahrer (sensomative GmbH, Rothenburg/Schweiz), Gewirken mit heizenden, leuchtenden und sensorischen Eigenschaften (Eschler Textil GmbH/Balingen), speziell für die Brandbekämpfung auf Schiffen ein textiles Bussystem mit sensorischen und aktorischen Komponenten (ATS Elektronik GmbH Wünsdorf) und mit Blick auf medizintechnischen Anwendungen hochleitfähige Grane und Flächengebilde, unter anderem zur Erfassung von Vitalparametern (STATEX Produktions- und Vertriebs GmbH, Bremen). Die INVENT GmbH erläuterte am Beispiel der Luft und Raumfahrt, welche Zukunftsanforderungen an smarte Komponenten und Strukturen rund um das Thema Faserverbundkunststoffe gestellt werden.

Dass neue Produkte auch auf der vorgelagerten Produktionsseite oft ganz neue Technologien erfordern, wurde auf dem 7. Anwenderforum facettenreich thematisiert. So berichtete Geschäftsführer Christoph Mohr (AMOHR Technische Textilien GmbH) über Fortschritte bei der automatisierten Ausstattung von Leiterbändern mit nichttextiler Sensorik und Aktorik. Mit Fast-E-Tex lassen sich elastische Leiterbänder kostengünstig mit einer Vielzahl von Elektronikbauteilen bestücken. Die H. STOLL AG stellte eine smarte Flachstricktechnologie zur Entwicklung leitfähiger Garne vor und Dr. Timm Wagner vom adidas AG Future Team berichtete vom Projekt „Stricken im Store“ – eine der ersten kundengesteuerten digital-unterstützten Produktionsstätten, die den Namen Microfactory verdient.

Das 8. Anwenderforum in Regie des Textilforschungsinstituts Thüringen-Vogtland (TITK) findet Ende Februar 2020 statt.

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