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12.09.2018 // Lobby + Netzwerk

LVI: Standort stärken – durch Offenheit!

Auf der Mitgliederversammlung des Landesverbands der Baden-Württembergischen Industrie e.V. (LVI) am 11. September in Ostfildern hielt der neu gewählte Präsident Heinrich Baumann ein Plädoyer für einen weltoffenen, verlässlichen Wirtschaftsstandort Deutschland. Deutschland müsse seiner Verantwortung in vielerlei Hinsicht gerecht werden. Dies gelte sowohl für die europäische Perspektive in einem funktionierenden Welthandel als auch für den Standort selbst, für dessen wirtschaftlich bedingten Wohlstand, aber auch für seine gesellschaftlichen Werte.

Im Rückblick auf den internen Teil der LVI-Mitgliederversammlung dankte der bisherige Vizepräsident und nun erstmals zum Präsidenten gewählte Baumann, seines Zeichens Geschäftsführender Gesellschafter der Eberspächer Gruppe in Esslingen, zunächst den Mitgliedern für das ihm entgegengebrachte Vertrauen. Ebenso dankte er den ebenfalls neu gewählten Vizepräsidenten Endrik Dallmann, Geschäftsführer der Hügli Nahrungsmittel GmbH in Radolfzell und Michael Stiehl, Geschäftsführender Gesellschafter der Rauch GmbH & Co. KG in Freudenberg/Main, für ihr Engagement.

Der neue LVI-Präsident dankte nochmals seinem 2017 verstorbenen Amtsvorgänger Dr. Hans-Eberhard Koch sowie dem jüngst aufgrund einer beruflichen Veränderung ausgeschiedenen Vizepräsidenten Thorsten Klapproth für ihr langjähriges außergewöhnliches Wirken sowie explizit für die Vorbereitung der aktuellen strukturellen Weichenstellungen.

"Der neue Verband Unternehmer Baden-Württemberg, den wir gemeinsam mit der Landesvereinigung der Arbeitgeberverbände jüngst aus der Taufe gehoben haben, führt starke Partner unter einem Dach zusammen. Alle Beteiligten sind gefordert, sich mit ihrer ganzen Kraft einzubringen, und so ist es besonders erfreulich, dass wir die wirtschaftspolitische Arbeit des LVI künftig zum Teil auf neue, zum Teil auf bewährte Schultern verteilen können", betonte er mit Blick auf seine Kollegen in der Verbandsführung.

Vor zahlreichen Gästen aus dem öffentlichen Leben ging Baumann anschließend auf aktuelle Herausforderungen ein: "Wir wissen, dass – konjunkturtheoretisch gesprochen – irgendwann ein Abschwung kommen wird. Dafür wappnen sich die Unternehmen seit geraumer Zeit." Gleichzeitig müsse man sich mitunter die Frage stellen, "ob wir auch politisch gewappnet sind. Allzu selbstverständlich scheint man sich nach wie vor auf eine gute wirtschaftliche Entwicklung, auf Wohlstand und auf sprudelnde Steuereinnahmen zu verlassen, allzu selten hat die Bundesregierung in jüngerer Zeit den Eindruck erweckt, Impulse setzen zu wollen."

Der LVI vermisse steuerpolitischen Mut, spürbare Entlastungen und Strukturreformen seien kaum am Horizont zu erkennen. Dabei könne sich der Standort auf Dauer keine höhere Steuerbelastung als andere Industrienationen leisten, ohne seine Wettbewerbsfähigkeit zu gefährden. "Nicht einmal die steuerliche Forschungsförderung bekommt man hin, obwohl über Parteigrenzen hinweg zu hören ist, wie wichtig sie sei, allein: Sie ist nicht da!" Wenn irgendwann der Abschwung komme, werde man sehen, "ob der Staat den Unternehmen die Luft gelassen hat, die sie brauchen, um einmal kräftig durchzuatmen und dann von neuem den Anstieg in Angriff zu nehmen", schaute der LVI-Präsident mit einer gewissen Skepsis voraus.

Auch mit Blick auf den weiterhin erfreulichen Export warnte Baumann, die Zahlen dürften nicht darüber hinwegtäuschen, dass globale Handelskonflikte sowie der bevorstehende Brexit Deutschland als drittgrößte Handelsnation und Baden-Württemberg als stark exportabhängiges Bundesland ganz besonders treffen: "Offene Märkte und einheitliche Regeln in Europa sowie im weltweiten Handel sind unabdingbar für den wirtschaftlichen Erfolg unserer Unternehmen." Deshalb erwarte er, dass die EU unter entscheidender Mitwirkung der Bundesregierung deeskalierend und besonnen agiere, um die Protektionismusspirale aufzuhalten.

"Wenn wir allerdings vom Standort Deutschland reden", so der LVI-Präsident weiter, "dann müssen wir auch über die Bilder reden, die gegenwärtig von hier aus um die Welt gehen." Die Szenen nicht nur aus Chemnitz seien in erster Linie menschlich erschreckend und gesellschaftlich höchst gefährlich, die gesunkene Hemmschwelle bei Naziparolen und -gesten hochgradig verstörend.

Daneben habe diese Entwicklung auch eine unmittelbar wirtschaftliche Komponente: "Der Wirtschaftsstandort Deutschland nimmt Schaden. Wir sollten alle gemeinsam daran arbeiten, dass Deutschland und dass Baden-Württemberg möglichst rasch wieder als das wahrgenommen wird, was es seit Jahrzehnten ist: Ein sicherer, verlässlicher, ökonomisch leistungsfähiger und des Extremismus unverdächtiger Standort. Im Idealfall zudem mit wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, die den hier ansässigen Unternehmen Ihr Tun erleichtern. Letzteres liegt in den Händen der Politik, für vieles andere sind wir alle gemeinsam verantwortlich", betonte Heinrich Baumann abschließend mit Verve.

Südwesttextil ist Mitglied des LVI und auch Südwesttextil-Präsident Bodo Th. Bölzle unterstützt den Vorstand des Landesverbandes mit seinem Engagement.

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