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10.07.2018 // Fachkräfte + Märkte

Unterstützen Sie die Nähwerkstatt Zauberfaden!

Die in Schorndorf bei Stuttgart ansässige Nähwerkstatt Zauberfaden hat sich auf die Fertigung textiler Kleinserien spezialisiert. Sie verhilft damit Menschen aus Krisen- und Kriegsgebieten weit mehr als nur zu einem geregelten Arbeitstag.

An fünf Tagen die Woche surren die Nähmaschinen im Zauberfaden, um kultige Taschen, Matchsäcke und Accessoires zu fertigen. Die gemeinnützige Organisation finanziert sich einerseits durch die Unterstützung der Stadt Schorndorf und die Christian Bürkert Stiftung gGmbH sowie durch Spenden. Andererseits vertreibt der Zauberfaden unter eigenem Namen die genannten Artikel und beschäftigt die geflüchteten Menschen vor allem durch Auftragsproduktion. Zu den festen Kunden gehört Kübler. Der Workwearhersteller lässt Arbeitsschürzen beim Zauberfaden nähen. Für den Firmenchef Thomas Kübler ist soziales Engagement ein ganz persönliches Anliegen. Er und sein Unternehmen fördern seit Jahren verschiedene Projekte in der Region. Mit der Idee, geflüchtete Menschen in einer Nähwerkstatt sowohl Arbeit zu bieten als auch die Integration zu erleichtern, stießen die Initiatoren bei Kübler sofort auf offene Ohren. „Die ähnliche Ausrichtung ermöglicht uns, die Werkstatt außer über Aufträge auch mit Restposten an Stoffen und Maschinen und unserem Know-how zu unterstützen“, erklärt Thomas Kübler. Sükriye Döker, Mitbegründerin und Geschäftsführerin des Zauberfadens „ist froh, dass renommierte Markenhersteller das Projekt fördern“. Sie weiß aber auch, dass diese hohe Erwartungen an Präzision und Pünktlichkeit stellen.

Mitglied

Hoher Qualitätsstandard

Zum Glück hat sie unter den rund 60 ehrenamtlichen Mitarbeitern drei absolute Textilprofis an ihrer Seite. Gerhard Leuker war viele Jahre Produktionsleiter bei Triumph und half vor drei Jahren, die für 16 bis 20 Schneider und Schneiderinnen ausgelegte Werkstatt einzurichten. Nach wie vor kümmert er sich schwerpunktmäßig um die Organisationsabläufe und den Einkauf. Beate Grünthaler, gelernte Textiltechnikerin, war fast zwei Jahrzehnte lang in Asien mit der Qualitätsüberwachung der Auftragsfertigung führender deutscher Modemarken betraut. Sie bringt ihr Fachwissen in die Zuschnitte ein und leitet die Mitarbeiter bei den praktischen Näharbeiten an. Sissy Lamm, Modedesignerin, unterstützt den Zauberfaden im Bereich Design und Zuschnitt sowie durch Nähkurse. Einige Mitarbeiter haben in ihren Heimatländern schon Erfahrung in der textilen Fertigung gesammelt, ebenso einige Frauen durch Näharbeiten im häuslichen Bereich. Andere hingegen sind früher als Uhrenmacher oder Maurer tätig gewesen.

„Wir versuchen jeden nach seinen Talenten und Vorkenntnissen zu fördern.“

erklärt Zauberfaden-Chefin Sükriye Döker

Zunächst einmal sei es wichtig, dass die Menschen eine Aufgabe bekommen, durch die sie produktiv sind und sich geschätzt fühlen. Übergeordnete Ziele seien es, die Beschäftigten durch fachliche Qualifizierung an den ersten Arbeitsmarkt heranzuführen und sie in die Gesellschaft zu integrieren, umreißt Döker die Kernaufgaben der Organisation. Drei Mitarbeiter konnten bereits erfolgreich in feste Arbeitsverhältnisse vermittelt werden.

Nachhaltige Integrationsarbeit

Über die Bereitstellung von Arbeitsplätzen hinaus leistet der Zauberfaden mit seinen Ehrenamtlichen außergewöhnliche Integrationsarbeit. Dabei ist Deutsch lernen das A und O. Jeden Tag kommen mehrere Lehrkräfte in die Werkstatt, um den Nähern und Näherinnen flankierend zu den staatlich geförderten Sprachkursen Deutsch beizubringen. Die Beschäftigten werden täglich zwei Stunden einzeln unterrichtet.

„Das hat sich angesichts der verschiedenen Muttersprachen und Vorkenntnisse als sehr effizient erwiesen.“

Dr. Matthias Römer wacht als Geschäftsführer über die Finanzen

Das Miteinander in der Werkstatt sorge außerdem für Sprachpraxis. Das Betreuungskonzept des Zauberfadens reicht über den Arbeitstag weit hinaus und schließt stets auch die Familie der Mitarbeiter ein.

„Die Familien haben viel durchgemacht. und benötigen auch Unterstützung im Alltag“, sagt Döker und sieht „sich und ihre Kollegen in der Pflicht nachzufragen, zuzuhören und die Menschen zu begleiten, wo immer sie Hilfe benötigen“. Auch an den Wochenenden sind reihum ehrenamtliche Mitarbeiter telefonisch erreichbar. „Da fällt der kleine Sohn vom Rad und verletzt sich, dann melden sich die Eltern oft zuerst bei uns und wir rufen den Notarzt oder fahren hin“, beschreibt Döker eine von vielen Situationen, in denen sie und ihre Kollegen einfach für die Familien da sind.

Dies schaffe Vertrauen, motiviere aber auch dazu, nach den Vorgaben exakt und termingerecht zu arbeiten, pünktlich zur Arbeit zu kommen und sich bei Krankheit abzumelden. Für Döker und Römer geht das Konzept des Zauberfadens auf:

„Schritt für Schritt hilft dieses Umfeld den Flüchtlingen, sich hier zurechtzufinden und Teil unserer Gesellschaft zu werden.“

Das brauche natürlich Zeit und Partnerunternehmen wie Kübler, die das Projekt durch ihre Aufträge und Spenden am Leben erhielten.

„Die Kapazitäten der Nähwerkstatt sind noch nicht erschöpft und neue Aufträge willkommen.“

Dr. Matthias Römer wirbt für den Zauberfaden.

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