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17.04.2023 // Kommunikation + Event

Marktplatz für Heimtextilien mit Impact

Die Stuttgarterin Justine Weiß hat im Herbst 2022 ihren Marktplatz Lama Living eröffnet und erzählt im Interview, wie es dazu kam und was die Plattform mit Female Empowerment verbindet.

Liebe Justine, erzähle uns einige Worte über dich.

Ich bin Justine, die Gründerin und Geschäftsführerin von Lama Living – ein Online-Marktplatz für nachhaltige Heimtextilien. Wenn du durch die unterschiedlichen Zimmer gehst, einfach alles, was es dort an Textilien in deinem Zuhause zu finden gibt.

Wie würdest du in einem Satz Lama Living pitchen?

Meine Vision ist es, Heimtextilien aus natürlichen Materialien zum neuen Standard zu machen und Nachhaltigkeit in dein Zuhause zu bringen.

Wie ist die Idee für Lama Living entstanden?

Ich habe viele Jahre Heimtextilien für einen großen Handelskonzern eingekauft und kenne mich gut aus, was die Produktspezifikationen anbelangt. Als Quereinsteigerin habe ich dann als Nachhaltigkeitsmanagerin gearbeitet und berufsbegleitend einen MBA Sustainability Management gemacht. Das war für mich auschlaggebend, zu überlegen, wo meine Reise hingeht. Das Thema Selbstständigkeit hat mich nicht so richtig losgelassen und ich habe dann letztendlich zum Ende des Studiums den Mut gefasst, den Schritt zu gehen. Die Gründung vereint meine zwei Herzensthemen Heimtextilien und Nachhaltigkeit. Die Kombination war mir sehr wichtig – ich möchte etwas mit Impact schaffen, womit ich auch was bewegen kann, sodass sich die Branche zu einem besseren hinbewegt.

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Warum ein Marktplatz für Heimtextilien? Was macht Lama Living in Vergleich zu anderen Marktplätzen besonders?

Es gibt zwei Alleinstellungsmerkmale. Das eine ist, dass die gelisteten Produkte ausschließlich aus natürlichen Materialien sind. Dazu gehören insbesondere Bio-Baumwolle, Leinen, Hanf, Wolle – nicht nur von Lamas und Alpakas. Insgesamt achte ich sehr stark darauf, dass die Werte der Unternehmen auch zu Lama Living passen. Das zweite Alleinstellungsmerkmal ist das Thema Female Empowerment. Ich möchte Gründerinnen und Geschäftsführerinnen unterstützen, die ihr eigenes Heimtextilunternehmen haben. Mit Lama Living möchte ich ihnen mehr Sichtbarkeit verschaffen, so können wir uns gegenseitig ermutigen und von der Gemeinschaft profitieren

Was steckt hinter dem Namen?

Das Lama steht für mich als Synonym für die Nachhaltigkeit, weil es mit seinen Charaktereigenschaften sehr auf das Soziale und Gemeinschaft bedacht ist. Die Tiere leben in einer Herde und ich sage gerne, dass wir Menschen uns von Lamas und Alpakas auch in gewissem Maße etwas abschauen und lernen können. Auf der Plattform gibt es darüber hinaus natürlich auch Produkte, die aus Alpakawolle gefertigt sind.

Welche Themen und Trends hast du von der diesjährigen Heimtextil mitgenommen?

Auf der Heimtextil ist immer ein großer Bereich, der sich mit dem Thema Trends beschäftigt und in diesem Jahr waren es vier Trendthemen, die sie herausgearbeitet hatten. Was ich feststelle, ist das Thema Kreislaufwirtschaft spielt eine sehr große Rolle aber auch grundsätzlich Nachhaltigkeit – man bewegt sich zurück zu der Natur, natürliche Materialien, Farben und Fasern. Ich finde, es ist grundsätzlich auch auf der Messe zu spüren. Es gibt viele Aussteller, die entsprechend in Bezug auf Nachhaltigkeitskriterien gekennzeichnet sind. Darüber hinaus werden die Green Tours seitens der Messe angeboten. Ich erhalte dadurch neue Impulse.

Wie sieht ein Tag als Gründerin für dich aus?

Das ist sehr, sehr unterschiedlich. Ich habe nicht so einen typischen Tag wo man von morgens bis abends so und so viel Stunden an den Themen dransitzt. Es ist sehr vielfältig, je nachdem, was für Themen gerade anstehen, sei es einen Besuch auf der Heimtextilmesse oder einen eigenen Messestand zu planen. Es ist viel Netzwerkarbeit auf Events, wo ich häufig hingehe, um neue Kontakte zu finden oder mich mit bestehenden auszutauschen. Ich habe einen ganz bunten Blumenstrauß an Themen – über Einkauf z.B. neue Lieferanten für den Marktplatz zu finden, Marketing z.B. Social-Media-Kanäle bespielen, Logistik z.B. Pakete vorbereiten und an die Kunden versenden oder Finanzen. IT-Themen kommen mit dem Shop System auch noch dazu. Es gibt immer etwas zu tun, mir wird nie langweilig.

Was hat dich am meisten auf deiner Gründungsreise unterstützt?

Dass ich Einzelgründerin bin, bringt nochmal eine zusätzliche Herausforderung mit sich, weil ich kein Team habe, mit dem ich mich ständig austauschen kann. Von daher habe ich von Anfang an darauf gesetzt, entsprechende Accelerator Programme zu besuchen und dort in Kontakt zu kommen. Dazu gehören insbesondere „Stoff im Kopf“ von der Hochschule Reutlingen und das Social Impact Lab in Stuttgart. Dort habe ich nicht nur im Sinne von Mentoring und Coaching sehr gute Unterstützung bekommen, sondern vor allem auch das Netzwerk. So hat sich auf jeden Fall sehr viel ergeben, nicht unbedingt immer eine Zusammenarbeit, aber man kennt sich, empfiehlt sich weiter und kommt zusammen auf neue Ideen. Diese Plattformen sind also für mich unheimlich wichtig im Gründungsprozess. Dass ich auf der Messe „Neonyt“ ausstellen durfte, hat sich z.B. durch „Stoff im Kopf“ ergeben. Auf dem gemeinsamen Messestand habe ich mit anderen Start-Ups ausgestellt, die eine ähnliche Vision verfolgen.

 

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Wo steht Lama Living jetzt?

Es gibt schon ein sehr breites Sortiment an Produkten – das hängt damit zusammen, dass ich schon von Anfang an mit großen Lieferanten wie Cotonea zusammenarbeite. Die Vielfalt reicht von Bettwäsche und Spannbetttücher über alles rund ums Bad wie Bademäntel oder Frottierwaren bis hin zu dem Bereich Baby- und Kinderausstattung. Auch besondere Heimtextilartikel wie ein Brotstoffkorb sind im Sortiment – der kommt zum Beispiel unheimlich gut an. Das hätte ich nicht gedacht! Auf welche Produkte können wir uns in Zukunft bei Lama Living freuen? Ich würde gerne eine Eigenmarke für Lama Living kreieren. Dazu habe ich auf der Heimtextil-Messe geschaut, was erste eigene Produkte sein könnten. Ich will aber noch nicht zu viel verraten. Ich lote gerade aus und schaue, welche Möglichkeiten es gibt. Für meine Community fände ich eine Crowdfunding Kampagne dafür ganz interessant. So bekomme ich dort eine direkte Resonanz und auch Unterstützung.

Wer ist dein Zielkunde?

Meine Zielgruppe sind überwiegend Frauen, dem geschuldet, dass Heimtextilien häufig von Frauen ausgesucht und gekauft werden. Oftmals Familien, vor allem wenn das Thema Kinder ins Spiel kommt. Sie befassen sich dann mehr mit Themen, die sie vielleicht vorher noch nicht auf dem Schirm hatten: Nachhaltigkeit und schadstofffreie Textilien: was möchte ich meinem Kind Gutes tun, was kaufe für Bettwäsche oder Frottierwaren usw.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei der Produktauswahl?

Ich achte zum einem stark auf anerkannte Zertifikate wie den Global Organic Textile Standard (GOTS) oder IVN Best. Da ich aber auch viel mit Start-Ups zusammenarbeite, die sich sehr oft diese Zertifizierungen nicht direkt leisten können, schaue ich dann auch noch gezielter, wie Nachhaltigkeit umgesetzt wird. Man muss den Blick ein bisschen für andere Nachhaltigkeitskriterien öffnen und sich gegenseitig unterstützen, um sich am Markt zu etablieren und Chancen zu bekommen. Entscheiden können soziale Faktoren wie faire Arbeitsbedingungen, ressourcenschonende Herstellung oder auch die Regionalität des Produkts. Made in Germany – solche Werte zählen für mich dann einfach auch.

Wie lässt sich bei den haptischen Produkten die Lücke zwischen Online- und Offline schließen?

Mein Fokus liegt sehr stark auf dem Onlinehandel, aber trotzdem versuche ich immer wieder auch meine Produkte auszustellen. Ich habe z. B. im letzten Jahr beim Tag der offenen Tür einer Schreinerei oder bei einem Weihnachtsmarkt Lama Living vorgestellt. Das kommt unglaublich gut an und ich plane auch ein Pop-up Store Konzept zu entwickeln, um Menschen die Möglichkeit zu geben, die Produkte zu sehen und anfassen zu können. 

Welchen Tipp würdest du Gründer*innen mit auf den Weg geben?

Ich würde sagen, Netzwerk ist das A&O – das habe ich für mich festgestellt, dass ich ganz häufig über mein Netzwerk Kontakte gefunden habe, die mir weiterhelfen konnten. Das waren Chancen, die sich oftmals daraus ergeben haben und dann gilt es, diese zu ergreifen. Das Thema Mentoring und Coaching würde ich auch ganz gerne mit auf den Weg geben, gerade mit den Accelerator Programmen, die ich anfangs beschrieben habe, die sind sehr, sehr wertvoll. Vor allem am Anfang, wenn man als Start Up auch noch nicht so viel Geld verdient, um sich Unterstützung zu holen, ist das eine gute Anlaufmöglichkeit kostenloses Coaching in Anspruch zu nehmen.

Welche waren die Highlights deiner Gründungsreise?

Die Gründung der GmbH, beim Notar zu sitzen und diesen Vertrag zu unterschreiben war ein absolutes Highlight für mich – das hat sich toll angefühlt. Ein weiteres Highlight war auch das Launch Event in einer besonderen Location in Stuttgart mit einem wunderschönen Ausblick. Tolle Menschen aus meinem Netzwerk, Freunde, Bekannte, Mentoren, aber auch Kooperationspartner waren dabei. Sie haben mich sehr auf dem Weg unterstützt und es war mir ein Anliegen mich dafür zu bedanken. Diesen Abend werde ich nie in meinem Leben vergessen.

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