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©Andrea Fabry/Ettlin AG
05.05.2022 // Stuttgart // Lobby + Netzwerk

Textil fordert Perspektiven in der Energiekrise

Die baden-württembergischen Textil- und Bekleidungsunternehmen trifft der Anstieg der Energiepreise hart – der Wirtschafts- und Arbeitgeberverband Südwesttextil appelliert an die Politik, die Energiekrise gemeinsam zu bewältigen – für die Zukunft regionaler Textilproduktion.

Die Wertschöpfungsketten von Textilien sind komplex – durch besonderes Know-how in der Garnerzeugung, Strickerei, Weberei oder Veredlung können Textilien Räume verschönern, schützen unsere Gesundheit und lösen die Probleme unserer Zeit als Querschnittstechnologie. In Baden-Württemberg ist die textile Wertschöpfungskette noch wie kaum in einer anderen Region vollständig vorhanden, um diese Lösungen zu entwickeln. Die Explosion der Energiepreise lässt aber vielen der überwiegend kleinen und mittelständischen Betriebe keine ruhige Minute. 

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Rebekka Rüth

Leiterin Kommunikation + Event und Nachhaltigkeit + Projekte

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In einer Befragung durch den Gesamtverband textil+mode im März gaben mehr als 35 Prozent der Unternehmen an, dass sie mit einer Strompreissteigerung von 10 Prozent fertig werden müssen. Knapp 15 Prozent der befragten Unternehmen tragen sogar über 20 Prozent Steigerung – dramatisch wird dieses Bild, angesichts der Angabe von über 70 Prozent der Unternehmen, keine Vertragsbindung bei den Stromlieferanten zu haben. Unterstützungen in Form von Zuschüssen, Steuererleichterungen und Entlastungen für energieintensive Betriebe sind daher unerlässlich. 

Bodo Th. Bölzle, Präsident von Südwesttextil und CEO des Bönnigheimer Nähgarnherstellers AMANN Group, erklärt:

„Die textilen Mittelständler in Baden-Württemberg haben als Industrie bereits mehrere Transformationen gemeistert – als Industrie stellen wir uns auf die Energiewende ebenso ein wie auf neue gesetzliche Regularien. Trotzdem gefährden die steigenden Energiepreise die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und damit auch die Möglichkeit in Zukunft noch Textilien entlang der Wertschöpfungskette hier vor Ort herstellen zu können.“

Die RÖKONA Textilwerk GmbH aus Tübingen gehört zu den Vorreitern im Bereich Kreislaufwirtschaft und umweltschonende Herstellung: aus der Produktion technischer Textilien, u. a. für die Automobilindustrie, wird die Abwärme mit einem innovativen Ansatz direkt in das Fernwärmenetz der Stadt Tübingen weitergeleitet. Die Geschäftsleitung ist in engem Austausch mit der Politik und fordert eine stabile und bezahlbare Energieversorgung, damit sich die hohen Standards der Produkte gegen die weltweite Konkurrenz durchsetzen können. 

Auch eines der ältesten Textilunternehmen Baden-Württembergs, die Ettlin AG, sorgt sich über die Möglichkeit, in Zukunft noch Textilien für Schleifmittel, die Automobilindustrie oder Lichtprodukte der Marke ETTLIN LUX, produzieren zu können. Die energieintensive Weberei profitierte in der Vergangenheit von der Entlastung der EEG-Umlage, den eigenen Wasserkraftanlagen und der Möglichkeit Energie am Termin- und Spotmarkt direkt zu kaufen. Dennoch haben die Spitzen der Strompreise im letzten Herbst zu deutlichen Margenreduzierungen geführt. „Die Verlässlichkeit der Energieversorgung zu Preisen auf Weltmarktniveau ist eine unbedingte Voraussetzung für unsere Konkurrenzfähigkeit am Wirtschaftsstandort Deutschland“, so Dr. Oliver Maetschke, COO der Ettlin AG. 

Eine Stufe der textilen Wertschöpfungskette ist besonders von der Energiekrise betroffen. „Die Textilindustrie, insbesondere die Textilveredlung, werden ohne unmittelbare sofortige Hilfe von Zuschüssen in Euro mehrheitlich nicht überleben – letztlich unwiderruflich sterben“, befürchtet Unternehmer Christoph Larsén-Mattes von Mattes & Ammann aus Meßstetten-Tieringen, Hersteller feiner Maschenstoffe. Ein Beispiel dafür ist das mittelständische Familienunternehmen Carl Meiser aus Albstadt, das als Textilausrüster für Farbe und Veredlung von Textilien sorgt. Schon vor der jetzigen Krise entfielen hier ein Drittel der Kosten auf Energie. Geschäftsführer Jens Meiser betont: „Ohne diese systemrelevanten Schlüsselbetriebe gibt es in Europa keine Textilindustrie und keine technischen Textilien mehr.“

Der Verband verweist mit Blick auf diese und viele weitere Beispiele gemeinsam mit dem Bündnis für faire Energiewende auf die Bedeutung, die insbesondere dem Mittelstand zukommt, wenn es darum geht, Lieferketten aufrechtzuerhalten. Die globale Fragilität fordere ein Umdenken in der Industriepolitik und eine Investition in die gemeinsame Zukunft. Die Unternehmen benötigen jetzt direkte Zuschüsse und eine schnellere Umsetzung der geplanten Maßnahmen der Bundesregierung ohne hohe bürokratische Hürden. Mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie im europäischen und internationalen Vergleich gilt es den Mittelstand durch eine Senkung der Steuersätze für Strom und Gas zu stärken. Eine Verlängerung der zum Jahresende auslaufenden Entlastungsregeln ohne Verschärfung der Voraussetzungen sieht Südwesttextil ebenso als wichtiges Signal seitens der Politik in Richtung Industrie – für eine gemeinsame Bewältigung der Krise.

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Bei Veröffentlichung bitten wir um ein Belegexemplar.

  • Die Textil- und Bekleidungsindustrie ist Deutschlands zweitgrößte Konsumgüterindustrie und bei technischen Textilien Weltmarktführer.
  • Südwesttextil vertritt die Interessen der Branche in Baden-Württemberg. Der Wirtschafts- und Arbeitgeberverband ist eine Gemeinschaft von rund 220 Unternehmen mit 7 Mrd. Euro Umsatz und 24.000 Beschäftigten.
  • Viele sind wichtige Zulieferer für die Autoindustrie, Luft- und Raumfahrt und Medizin oder machen mit attraktiver Mode und hochwertigen Heimtextilien den Alltag schöner und komfortabler.
  • Südwesttextil ist Berater für seine Mitglieder, Netzwerker in Politik und Wirtschaft, Sozialpartner in der Tarifpolitik, Förderer der Textilforschung und des Engagements für soziale und ökologische Standards.

Textil aus Baden-Württemberg ist der Stoff, aus dem die Zukunft ist.

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