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Das Mittelstandsunternehmen investiert in die Zukunft: Vater Elmar Kraus (r.) und Sohn Julian (l.) sind stolz auf ihren neuen Hochleistungsspannrahmen. Die neue Maschine veredelt hunderte Kilo Textilien am Tag.
©Südwesttextil
07.05.2019 // Fachkräfte + Märkte

Ein Auge für Farbe, ein Gefühl für Textil 

Die Textilveredelung Kraus investiert in die Zukunft – mit einem neuen Spannrahmen und Mitarbeitern

Nur unweit der Altstadt, direkt am Neckar in Rottenburg, liegt die Textilveredelung Kraus. Mitte März bei sonnigem Wetter begrüßte Elmar Kraus, Geschäftsführer und Inhaber des Unternehmens, einige Vertreter der Agentur für Arbeit und Südwesttextil in dem Gebäude, welches 1959 als zweite Filiale der Artur Kroll GmbH & Co. KG errichtet wurde. Im Mittelpunkt des Gesprächs und des anschließenden Rundgangs stand das Thema Fachkräfte und die aktuelle Situation des Unternehmens.

In Rottenburg wird die Rohware auf die Konfektion vorbereitet. Unter dem gravierenden Strukturwandel der Textilindustrie hat sich auch der Schwerpunkt der Kunden verändert und so werden vor allem gestrickte Textilien oftmals mit einem hohen Elastananteil veredelt und gefärbt. Dazu gehört sowohl Rohware für Oberbekleidung sowie ein großer Teil für Wäsche. Denn hier haben sich einige Hersteller aus der Gegend spezialisiert, in dem sie direkt auf Leibweite stricken und so nahtlose Produkte mit besonderem Komfort produzieren.

Schwierig sind für Textilveredler in der Umgebung besonders die schwankenden Preise für Öl und Energie und EU-Richtlinien für Chemikalien. So muss der Unternehmenschef sehr gut kalkulieren und beobachtet, wie immer weniger seiner Kollegen und Mitbewerber diesem Kostendruck standhalten.

Ansprechpartner*innen

Rebekka Rüth

Leiterin Kommunikation + Event und Nachhaltigkeit + Projekte

T +49 711 21050-16M +49 1590 4184842rueth@suedwesttextil.de

Mitglied

Vor allem aufs Auge kommt es an

Doch die Branche hat Zukunft und der moderne Veredlungsbetrieb sucht Fachkräfte. Für Ausbildungssuchende gibt es bei dem Ausrüster die Möglichkeit des dreijährigen Ausbildungsberufs Produktveredler/Produktveredlerin. Zunächst lernen die Schützlinge bei Kraus, alle Maschinen zu bedienen, denn auch hier ist mittlerweile alles computergesteuert und jede Prozessstufe hat ihre eigenen Tücken. Im Anschluss folgt dann die Ausbildung in der Färberei, eine Disziplin, für die ein Gefühl für Textil besonders wichtig ist. Neben vielen chemischen Grundlagen wird hier vor allem das Auge geschult, denn bei der Abmusterung der Farben kommt es auf kleine Nuancen an, damit der gewünschte Farbton des Kunden getroffen wird. Das ist die Königsklasse der Ausbildung und auch das Herzstück des Unternehmens. In den Büros mit Blick auf den Maschinenpark wird an Farbnuancen getüftelt, die chemische Zusammensetzung überlegt und die Farbe dann immer wieder unter genormtem Licht geprüft.

Der Firmeninhaber sucht stets nach langfristigen Beschäftigungsverhältnissen. Er selbst ist seit 33 Jahren im Unternehmen und hat einige Mitarbeiter in den Ruhestand verabschiedet, deren Kinder heute nach wie vor an den Maschinen arbeiten. Auszubildenden garantiert er nach erfolgreichem Abschluss eine eine Festanstellung.




Ein Mitarbeiter der Textilveredlung Kraus steht an einer der Färbetrommeln.
Ein hellgrauer Stoff mit einem Muster aus dunklen Tannenbäumen.
Eine Gruppe von Besuchern steht in den Hallen der Textilveredlung Kraus in Rottenburg.
Ein türkis gefärbter Stoff liegt in der Textilveredlung Kraus in Rottenburg.

Investition in die Zukunft

Mit einem neuen Hochleistungsspannrahmen investiert die Textilveredlung massiv in die Zukunft und damit auch in seine 25 Mitarbeiter. Bei der rund 24 Meter langen Maschine liegt der größte Engpass im Prozess der Veredelung, denn hier wird der Stoff gespannt – faltenfrei und auf eine exakte Breite. Die Neuanschaffung bringt den Mittelständler auf den neuesten Stand der Technik. Mit einer Wärmerückgewinnungsanlage wird die heiße Abluft gefiltert und wiederum zur Erhitzung des Färbewassers genutzt. Somit kann der Unternehmer seine hohen Energiekosten senken. Damit stärkt Elmar Kraus die Wettbewerbsfähigkeit seines Familienunternehmens und investiert in Qualität, Modernität und Nachhaltigkeit.

Mit dieser großen Investition signalisiert der Vollbluttextiler seinen Kunden, dass sein Unternehmen fortbesteht. Nachdem sein Geschäftspartner Matthias Kroll das Unternehmen 2010 verlassen hatte, sieht er durch den Eintritt seines Sohns Julian im Jahr 2014 eine Perspektive für die Weiterführung der Färber- und Veredlertradition. Auch sonst ist die Textilveredelung ein echtes Familienunternehmen, denn auch die Ehefrau – eine gelernte Hotelfachfrau mit gutem Auge – und Hund Ivy – ein Beagle mit guter Nase und kreativen Ausbrüchen im Büro des Geschäftsführers – sind mit an Bord.

Für seine Mitarbeiter hat der Firmenchef stets ein offenes Ohr und unterstützt sie in allen Lebenslagen. So kommt es schon mal vor, dass er nach Feierabend mit dem Auszubildenden Prozentrechnen paukt und für seinen neuesten Schützling pakistanischer Herkunft ein Häuschen in der Umgebung sucht. Für seine unterschiedlichen Mitarbeiter hat er stets einige Redewendungen auf Russisch, Polnisch oder Portugiesisch parat und sorgt damit immer wieder für gute Laune im Betrieb. Das ist gelebte Integration gepaart mit textiler Leidenschaft.  

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