Profil
©iStockphoto.com/wildpixel
20.01.2021 // Recht + Betriebspraxis

Lockdown-Verlängerung für Modeindustrie nicht zu schultern

Ingeborg Neumann, Präsidentin des Gesamtverband textil+mode, betont, dass die Abschreibung von Saisonware auch für Hersteller möglich sein muss, um eine Pleitewelle abzuwenden.

Die neuerliche Lockdown-Verlängerung treibt die deutsche Modeindustrie in den Ruin. In einem Krisengespräch im Bundeswirtschaftsministerium machten der Gesamtverband textil+mode und Vertreter besonders betroffener Branchenverbände klar, dass viele ihrer mittelständischen Unternehmen vor dem Aus stehen.

Ingeborg Neumann, Präsidentin des Gesamtverbandes der deutschen Textil- und Modeindustrie: „ Die Verlängerung des Lockdowns ist für unsere mittelständischen Textilhersteller nicht mehr zu schultern!“

Die Bestellungen des Handels, der keine Ware im Laden verkaufen darf, gehen von Monat zu Monat zurück, was kein Wunder ist, weil nach den Frühjahrs- und Sommerkollektionen 2020 auch die Herbst-/Winterkollektion 2020/21 zu großen Teilen liegen geblieben sind. Die Folgen des Einzelhandels-Lockdowns reichen für die Industrie deshalb schon jetzt bis weit ins nächste Jahr.

Ingeborg Neumann: „Wer als Industriebranche durch die Schließung des Modeeinzelhandels so massive Folgen zu tragen hat, braucht Hilfe. Die Uhr tickt, es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, um eine Pleitewelle noch abzuwenden. Wer weiterhin qualitativ hochwertige Mode von deutschen Marken haben will, muss jetzt helfen!"

Die Branche fordert die Bundesregierung deshalb eindringlich auf, Herstellern und Einzelhändlern im gleichen Umfang den Wertverlust von saisonaler Ware als erstattungsfähige Kosten zu ermöglichen. Der weit überwiegende Teil der Kollektionen der deutschen Mode- und Schuhindustrie wird im stationären Handel verkauft.

Alle Bekleidungs-, Schuh- und Lederwarenhändler sind deshalb unmittelbar durch die wochenlangen Schließungen des Modeeinzelhandels betroffen. Für den Branchenverband German Fashion warnte Präsident Gerd Oliver Seidensticker vor den dramatischen Folgen: „Viele Mittelständler trotzen der Krise derzeit aus der Substanz, was jetzt mit der neuerlichen Lockdown-Verlängerung endgültig an die Grenzen des Machbaren kommt und Tausende von Existenzen in der Modeindustrie gefährdet.“

„Bei den enormen Vorfinanzierungskosten der Hersteller halten wir Umsatzverluste von bis zu 45 Prozent und mehr nicht mehr lange aus“, so der Präsident des Bundesverbandes der Schuh- und Lederwarenindustrie, Carl-August Seibel.

Ein Gros der rund 650 deutschen Schuh- und Bekleidungshersteller mit rund 65.000 Beschäftigten sind Traditionsmarken, die oft in dritter und vierter Generation werthaltige Mode und Bekleidung produzieren. „Was uns mit den Lockdown-Maßnahmen und immer mehr Belastungen bei den Energiepreisen und durch gesetzliche Auflagen zugemutet wird, zwingt unsere werthaltige deutsche Modeindustrie in die Knie“, so Martina Bandte, Präsidentin des Branchenverbandes Gesamtmasche.

Der Winterlockdown betrifft die Modehersteller noch viel härter als der Frühjahrs-Lockdown, der bis zu 45 Prozent Umsatzeinbrüche zur Folge hatte. Die Finanzdecke ist im Laufe des Jahres für viele Hersteller immer dünner geworden, die Rücklagen sind aufgebraucht. In vielen Ländern Europas, wichtige Absatzmärkte für unsere Hersteller, sind die Geschäfte auch geschlossen. Es fehlen die Anlässe, einen neuen Ski-Anzug oder ein neues Kleid im Lockdown zu kaufen. Auch das Online-Geschäft gleicht die Verluste bei Bekleidung und Schuhen nicht einmal im Ansatz aus.

Auch interessant ...

Logo SüdwesttextilDieser Browser wird leider nicht unterstützt.

Bitte verwenden Sie einen alternativen Browser oder aktualisieren Sie die bestehende Software.

> ECMAScript 6 required