Nach erfolgreichem Schulabschluss mit Abitur und vor einem geplanten Studium begann ich, gedacht als berufliche Basis, eine Ausbildung zum Industriekaufmann mit stark verkürzter zweijähriger Lehrzeit. Meine Ausbildungsfirma, ein vollstufiger Betrieb im Bereich Mull- und Watteproduktion mit u. a. eigener Bleicherei, Weberei, befand sich im Aufbruch zur Internationalisierung. Der Vorstand stellte damals (!) fest, Zoll wird an Bedeutung zunehmen, wir brauchen jemanden, der sich hier verantwortlich um die Zollbelange kümmert. Mein Ausbilder bot mir diese Stelle an. Der verantwortliche Bereichsleiter wusste mich zu überzeugen. Noch während meiner Lehrzeit durfte ich beginnen, mir den (Import-) Zollbereich aufzubauen. Learning-by-doing war angesagt. Ein Basisseminar und viele Spezialseminare bei der Deutschen Außenhandels- und Verkehrsschule in Bremen führten mich langsam in die Geheimnisse des Zolls ein. Mein Interesse war geweckt und mein Ehrgeiz war es, die angebotenen zolltechnischen Vereinfachungen schnellstmöglich in die Praxis umzusetzen. Immer vertrauensvoll von der Geschäftsleitung unterstützt, wurde alles realisiert, was der Zoll anbot: Sammelzollverfahren mit Papierformularen, Listbild und dann mit Hilfe einschlägiger Zollsoftware ZADAT und schließlich ATLAS.
Durch die stark dynamische Entwicklung bei der Gründung von Auslandstochtergesellschaften durfte ich auch diese bei der Bewältigung ihrer Zollaufgaben unterstützen (u. a. Frankreich, Österreich, Schweiz, Tschechien). Neu gewonnene präferenzrechtliche Erkenntnisse (z. B. „Herstellen aus Spinnmasse“) trafen dabei nicht immer auf Verständnis im Vertrieb („Neun, sie sind verrückt, wir stellen hier am Standort die Watte her und diese soll keinen „Präferenz“-Ursprung haben?"). Da war Überzeugungsarbeit gefordert, aber immer mit Skepsis begleitet, da WuP-Regeln, wie wir wissen, nicht immer logisch nachvollziehbar sind.
Nach erfolgreichem Abschluss der umfangreichen Zoll- und Transportorganisation zur Ausstattung eines Joint-Ventures in Saudi-Arabien wurde mir danach in einer zentralen Zollabteilung die Exportabwicklung im Stammhaus übertragen (Rechnungsschreibung, Bankabwicklung, Erstellung der Zolldokumente einschl. Disposition der Transportmittel etc.). Das immer stärker software-gestützte Zollprocedere machte zunehmend deutlich, wie wichtig gut gepflegte Artikelstammdaten sind. Zoll- und außenhandelsspezifische Stammdaten wurden deshalb jetzt ebenfalls an einer Stelle erfasst, wie auch die sanktionslistenbezogene Kontrolle (Compliance) softwarebasiert über alle relevanten Geschäftsvorgänge durchgeführt.